14. März 2019

Holtseer Landkäserei – eine Genossenschaft dreht mächtig auf

Till erorbert den Käsemarkt

Die Ausgangslage war einzigartig. In Holtsee hatte man schon seit Jahren kein eigenes Marketing mehr. Auch ein eigener Vertrieb war zurückgefahren worden, da man eine Kooperation mit einer Vertriebsgemeinschaft eingegangen war. Der Umsatz wurde durch das Russland-Embargo deutlich reduziert. Die Milchgelder waren enorm unter Druck; man zahlt weniger aus, als andere Molkereien, weshalb die Stimmung bei den Mitgliedern, also den Landwirten der Genossenschaft, angespannt war. Der Auftrag an dreizunull im Frühjahr 2017 lautete schlicht: „Es muss etwas passieren, so geht es nicht weiter!” – damals gingen wir noch von einer neuen Website aus, denn nur die hatte man angefragt. Dass sich daraus eines der aufregendsten und leidenschaftlichsten Mandate in der Geschichte von dreizunull entwickeln sollte, ahnte zu dem Zeitpunkt noch niemand.

Volle Konzentration auf die Stärken der Käserei

In Holtsee produziert man einzigartig guten Tilsiter. Dieser Käse polarisiert. Die einen ekeln sich regelrecht vor seinem Geruch, die anderen lieben und schätzen den kraftvollen Geschmack dieser Sorte über alles. Schon mal eine gute Ausgangssituation für ein echtes Markenprodukt. Naturgereift nennt sich das Verfahren. Und auch andere, weitaus mildere Sorten lassen sich so herstellen. In Holtsee pflegt man noch echte Handarbeit, betreibt einen eigenen Reifekeller und entwickelt eigene Rezepturen. Und die Käserei profitiert vom küstennahem Klima, dem guten Wasser, der sehr guten Milch … doch, kaum jemand weiß das. Weder die Einkäufer der großen Handelsketten, noch der Verbraucher am Regal.  Die Marke wurde seit Jahrzehnten nicht mehr gespielt. Der Produktkern ist mit der Zeit so verblasst wie das Logo an der Fassade.

Damit sollte im Frühjahr 2017 endgültig Schluss sein. In einer Präsentation vor Geschäftsführung, Vorstand und Mitgliedern wurde das neue Markenbild aufgezeigt. Und der überraschende Kommentar war: „So schön können wir sein?“ Auch die Strategie war eindeutig: „Volle Konzentration auf die naturgereifte Ware”. Wohlgemerkt, man verfügte zu dem Zeitpunkt nicht nur über ein Marketing, man hatte auch keine Vertriebsmannschaft und keine Prozesskette für die Produktion der Eigenmarken, also Verpackungen, Aufschneidebetriebe, Logistik etc.  All dies sollte binnen kürzester Zeit mit vereinten Kräften aufgebaut werden.

Logoentwicklung einer neuen Marke

Die Branche staunt und zollt Respekt

Der mutige Weg in die eigene Marken- und Produktwelt ist noch lange nicht am Ziel. Doch sehr wichtige Meilensteine wurden bis dato erreicht: Man ist bei zahlreichen Handelsketten gelistet und bei weiteren im Gespräch. Die Fachpresse hat die Holtseer Landkäserei auf dem Schirm und zeichnet ihre Produkte aus. Und ja, es gibt bereits Wettbewerber, die das Verpackungsdesign nachahmen. Was will man mehr?

Bis die Holtseer Produkte endlich wieder in die Regale der Händler Schleswig-Holsteins finden, ist nur noch eine Frage der Zeit. Das wird ein großer Moment, vor allem für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die das Verschwinden der Marke aus den Regalen der ortsansässigen Händler noch persönlich miterlebten.

Die Holtseer Landkäserei in der regionalen Presse

Weitaus mehr als nur ein Job

Zugegeben, der Geruch in der Agentur während der Tilsiter-Fotoshootings war beißend und hat das Team von dreizunull gespalten. Es gab auch erklärungsbedürftige Situationen, da so mancher Kunde glaubte, die Kreativen würden ihre Füße nicht mehr waschen wollen. Unabhängig vom Geruch, war bei dreizunull allen klar, wie wichtig das Mandat ist. Es gab weder eine zweite Chance noch einen Marketingexperten auf Seiten des Kunden – man musste und durfte einfach mal zeigen, was man drauf hat. Auf allen Positionen. Bei kleinem Budget, aber dafür mit sehr viel Vertrauen und Freiräumen.

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Sascha Herbst, Geschäftsführer, Strategie & Beratung

Sascha Herbst, Dipl. Pol.

Strategische Beratung & Konzeption